Grotiusweg - ein Ort mit Geschichte(n)

 

1887 erwarben die Kaufleute Stucken & Andresen aus der Liquidation der Firma Godeffrey das gesamte Gebiet um den Falkenstein. Ein Teil dieses weiträumigen Areals wurde durch Parzellierung an wohlhabende Anlieger weiterverkauft. Stucken, der an der Geest Kies abbaute und einen landwirtschaftlichen Hof errichtete, ließ für sich selbst im Jahr 1907 ein Landhaus durch den Architekten Ernst P. Dorn errichten - das heutige Haus Grotiusweg 55.

Als Stucken infolge der wirtschaftlichen Veränderungen nach dem 1.Weltkrieg in finanzielle Not geriet,verkaufte er das Anwesen 1923 an den Kaufmann Franz Westermann. Dieser gestaltete das Haus und das Gartengelände mit Hilfe der Gartenarchitekten Karl Foerster und Hermann Mattern aus Potsdam-Bornim vollständig um. Teil dieser Arbeiten war die Anlage von zwei Teichen mit einer künstlichen Quelle und einem großen Schwimmbad. Das Schwimmbad war ein Freibad, das neben dem Becken auch aus Teehaus, Wandelgang, Ankleideraum, Duschnische und WC bestand. Das Becken war 2,50 Meter tief, blau gekachelt von Villeroy & Boch und besaß zwei Springbrunnen.

Bis zum Beginn des 2.Weltkrieges waren Haus und Freibad Orte von zahlreichen Veranstaltungen des gesellschaftlichen Lebens der Eheleute Westermann. In den Kriegsjahren wurde das Haus als Kinderkrankenhaus und danach vom englischen Militär als Offizierskasino genutzt.

1955 kaufte der Verleger Axel Cäsar Springer das Haus, in dem er bereits als Mieter wohnte. Das ausgedehnte Grundstück wurde jetzt von dem Garten- und Landschaftsarchitekten Gustav Lüttge mit weitläufigen Blickachsen in eine Parklandschaft verwandelt. Insbesondere wurde aus dem Freibad ein Hallenbad mit Gründach und Holzbalkenkonstruktion.

Gustav Lüttge war ein Schüler des Gartenarchitekten Karl Foerster, der bereits am selben Ort 20 Jahre zuvor gewirkt hatte. Er hatte sich 1953 einen Namen gemacht, als er auf Initiative von Bürgermeister Max Brauer das Hamburger Alstervorland in einen öffentlichen Park und Landschafts- rahmen für zahlreiche Kunstwerke verwandelte.

Axel Springer bewohnte sein Haus im Grotiusweg nach der Verlegung des Verlagssitzes im Jahr 1966 nach Berlin nur noch bis Mitte der 1970er Jahre. Danach fiel das Areal in eine Art Dornröschenschlaf.

Im Jahr 1980 wurde der größte Teil des Parks abgetrennt und als zukünftiger Sven-Simon-Park von Axel Springer der Stadt Hamburg geschenkt. 1984 gab Springer sein Anwesen gänzlich auf.

Nahezu 50 Jahre nach der Errichtung wurde die Schwimmhalle im Jahr 2014 von der Hamburger Architektin Birga Frank renoviert und zu dem jetzigen Poolhaus umgestaltet. Dabei war es das Ziel, die bestehende und gewachsene Struktur der Halle mit Teehaus und Säulengang in ihrer Funktionalität zu erhalten; gleichzeitig aber auch die geplante Nutzung als Ausstellungsraum für Gegenwartskunst mit modernen medialen Präsentationstechniken zu ermöglichen.

Ein heller Eingangsraum verbindet jetzt die zwei unterschiedlichen architektonischen Elemente von Pool und Teehaus. Die neuen und die alten Materialien - vorwiegend Glas und Holz - nehmen als Einheit die Umgebung auf und reflektieren sie im doppelten Sinne.

Je nach Licht und Wetter bieten sich überraschende Ein- und Ausblicke.

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